2. Spieltag: 1.FC Köln - VfL Wolfsburg

Liebe FC-Anhänger und werte Gäste aus Wolfsburg,

unser ruhmreicher Herzensclub lädt ein zum ersten Heimspiel der Saison 2023/24. Gegner ist niemand geringerer, als der einmalige Deutsche Meister und Sprössling des größten deutschen Automobilbauers, der VfL Wolfsburg. Der Spielplan der DFL beschert uns zu Beginn direkt zwei Bundesligisten, mit Heerscharen von Schlachtenbummlern im Gästeblock.

Wenigstens die traditionelle Anstoßzeit am Samstag um 15:30 Uhr dürfte die meisten Fans erfreuen. Unsere Heimbereich wird zweifellos bis auf den letzten Platz ausverkauft sein, ob dass auch für das ganze Stadion gelten darf, bleibt abzuwarten.

Mehr als die eine Meisterschaft beeindruckt den gemeinen Fußball-Fan, der am VfL Wolfsburg wenig Interesse zeigt, dass die Wölfe in ihre 27. Bundesligasaison in Serie starten. Die Niedersachsen wissen nicht, wie es ist, abzusteigen. Auch in dieser Spielzeit werden sie diese Erfahrung nicht machen (können). Vielmehr steht die Qualifikation für das internationale Geschäft auf der Must-have-Liste.

Die Variabilität und Breite des Kaders scheint auf jeder Position doppelt bundesligatauglich besetzt.
Anders als die Konkurrenten, müssen sich die Wolfsburger bloß auf zwei nationale Wettbewerbe konzentrieren. Ob das Losglück dem VfL weiterhin gewogen bleibt, wird erst die Ziehung der zweiten Runde klären.

Unser Gast setzt auf der Trainerposition auf Kontinuität. Niko Kovač geht mit dem VfL Wolfsburg in seine zweite Saison mit entsprechender Sommervorbereitung. Das war zuletzt Oliver Glasner gelungen. Ja, der Österreicher war da auch mal Trainer. Die Kovač-Brüder sitzen ziemlich fest im Sattel und das, obwohl die Wölfe die Teilnahme am Europäischen Wettbewerb peinlich aus der Hand gaben. Am letzten Spieltag durfte Hertha nochmal einen Sieg in der Bundesliga genießen, noch dazu auswärts.

Die Leistungsträger Micky van de Ven, Felix Nmecha und Omar Marmoush kehrten den Niedersachsen den Rücken. Insbesondere der Niederländer wurde finanziell zum Jackpot, wobei sportlich der Abgang vermutlich zumindest am Anfang schmerzen wird.

Auf der Zugangsseite ließ man sich nicht lumpen. Der aus Schalke bekannte Innenverteidiger Moritz Jenz und der ebenfalls mit der Bundesliga vertraute Angreifer Tiago Tomás bilden mit dem offensiven Außen Václav Černý, dem IV Cédric Zesiger, LV Rogério und dem dänischen Nationalspieler Joakim Mæhle die Gruppe der „Neuen“.
Besonders tief in die Tasche griff Sportdirektor Sebastian Schindzielorz für ein weiteres Mitglied der „Neuen“ in die Firmenschatulle. Der 25-jährige Lovro Majer kommt als Ersatz für Nmecha. Der in Zagreb geborene Mittelfeldspieler ist mit 25 Millionen Euro der drittteuerste Transfer der Vereinsgeschichte und wird regelmäßig mit seinem berühmten Landsmann Luka Modric verglichen.

Die Verletzungsanfälligkeit von Lukas Nmecha und seine permanenten Knieprobleme sind derzeit das einzige offensichtliche Steinchen im Schuh des Kaders. Der zudem neben den „Neuen“ über weitere gute Spieler verfügt. Mit einem Durchschnittsalter von 24,0 Jahren bietet unser Gast den zweitjüngsten Kader der Bundesliga auf, nur der VfB ist im Schnitt noch jünger.

Der Kapitän Maxi Arnold ist das Gesicht der Wölfe, seit 2009 in Niedersachsen und in der Bundesliga nur für den VfL aktiv. Erstmals ist seine Rolle nicht mehr völlig unumstritten. Das sein Trainer keine Rücksicht auf Meriten und Namen nimmt, weiß man seit seiner Zeit bei den Bayern- Grüße an Thomas Müller.
7 Jahre später hängte Yannick Gerhardt seine Klamotten (bis heute) regelmäßig dort in den Spind. Inzwischen ist aus dem einstigen Böckchen ein ausgewachsener, 29-jähriger Wolf geworden.

Vorne hat der Däne Wind einen Doppelpack am Samstag geschnürt und damit nicht nur wegen seiner neuen Frisur auf sich aufmerksam gemacht. Ob Kovac gegen uns ebenfalls im 4:1:2:3 auflaufen wird, bleibt abzuwarten. Wenn ich tippen müsste, wählt der Kroate eine defensivere Variante. Rogério, der neue LV sitzt gegen uns noch eine Sperre ab.

Wenn Sebastian Bornauw für die anstehende Spielzeit große Chancen auf einen regelmäßigen Bank- oder Tribünenplatz eingeräumt werden, muss ich über die Ambitionen der international hochkarätig besetzten Fußballabteilung nicht viele weitere Worte verlieren.

Nun ist das mit Ambitionen aber so eine Sache. Gegen den Bundesliganovizen und Aufsteiger Heidenheim holte der VfL einen ambitionierten Dreier. Das Spiel ging mit 2:0 an unsere Gäste. Das Spiel selbst hätte aber auch leicht ein anderes Ergebnis ausweisen können, hätte der Aufsteiger hinten und vorne kein Lehrgeld zahlen müssen.

Unsere Herde mag jung sein, dass der FC aber in der Bundesliga Lehrgeld zahlen muss, ist hingegen schon länger nicht mehr vorgekommen. Was zu lernen, gäbe es freilich schon, zum Beispiel, wie mache ich Großchancen kontinuierlich rein.

Die Chancenverwertung des FC ist noch ein Stein im Huf unseres Geißbock-Ensembles. Was Intensität, Laufleistung, Willen und taktische Disziplin angeht ist unser FC aber eher Lehrmeister, denn Lehrling. Dabei hat unser Herzensverein jede Menge Azubi-Kicker bzw. Bundesliga-Novizen in seinen Reihen. Auf Neudeutsch, jede Menge Potential, das darauf wartet, gehoben zu werden.

Jüngstes Beispiel ist Max Finkgräfe. Im Kader der U19 aufgelistet, nutzte er die Vorbereitung, um Baumgarts Trainerteam von seinen Fähigkeiten und vor allem seiner Reife zu überzeugen. Andere Böcke haben im Gegensatz zu ihm bereits Profierfahrung, aber die Bundesliga ist für sie persönliches Neuland.

Ganz vorne ist Leart Paqarada zu nennen. Der ehemalige Kapitän des FC St. Pauli bestritt sein erstes Bundesligaspiel gegen den BVB mit 28 Jahren. Das er nicht mehr grün hinter den Ohren ist, hilft ihm sicher dabei, die Fußstapfen seines Vorgängers ordentlich zu füllen. Bislang geben seine Leistungen keinen Grund zu gesteigerter Besorgnis.

Carstensen Rasmus ist der vorletzte Neuzugang. Ein Bock mit dänischen Wurzeln und der zweitkürzesten Verweildauer am Geißbockheim. Dennoch hat er schon einen Einsatz beim Pokalsieg in Osnabrück und stand in Dortmund 90 Minuten auf dem Rasen. Dabei wusste er durchaus zu überzeugen.

Diese Wertung darf man getrost auf unsere gesamte Herde anwenden. Mutig wird der eigene Plan umgesetzt, unabhängig vom Gegner. Besonders dabei, jeder einzelne Spieler ordnet sich dieser Spielidee unter und füllt seine Position mit Leben. Daraus lässt sich ableiten, dass die Herde unserem Trainerteam nicht nur folgt, weil sie muss, sondern weil sie von dem Plan überzeugt ist.

Die Kondition ist zweifellos vorhanden und der Wille sich zu verausgaben stark ausgeprägt. Baumgart sieht das totale Verausgaben seiner Spieler als gewohnte Normalität und keinen Grund, dies in Interview besonders hervorzuheben. Diese Mischung ist für jeden Konkurrenten unangenehm, stellt dessen Stärken auf die Probe und offenbart seine Schwächen.

Eine Schwächephase hatte unser FC beim letzten Heimspiel gegen den VfL im Februar, zumindest ergebnistechnisch. Wolfsburg kam mit 4 Niederlagen aus 5 Spielen zu uns. Marvin Schwäbe erbarmte sich und erlaubte Gerhardt zu treffen. Anschließend war unser FC zu eindimensional und fand keine Mittel, den Wolfsburgern einen einzuschenken. Wenn doch, dann kassierte der VAR wegen vermeintlicher Abseitsposition den Treffer.
Eine Spielzeit vorher war es ebenfalls Gerhard der in unserem Wohnzimmer für die Wölfe traf. Es war der einzige Treffer der Partie und ein Ersatztorhüter namens Pervan spielte das Spiel seines Lebens.

Es ist also an der Zeit, dem VfL ohne Punkte auf die Heimreise zu schicken. Es wäre zudem ein guter Einstand für unser neuestes Herdenmitglied. Faride Alidou, der gebürtige Hamburger, wurde für unsere Flügel von Eintracht Frankfurt ausgeliehen. Zu seinen Stärken zählt Keller unter anderem Geschwindigkeit, Tiefgang und das offensive Eins-gegen-Eins.
Wie immer gilt, dass das gewünschte Ergebnis nicht garantiert werden kann. Garantien können nur für zwei Dinge bei unserem Club ausgestellt werden. Dass sich unsere Herde bis zum Umfallen zerreißt und alles raushaut. Die lautstarke Unterstützung durch fast 50.000 Zuschauer ist ebenfalls garantiert, zumindest in der Anfangsphase. Nach Rückstand sehe ich bei unserem fantastischen Publikum noch Potential.

Für die Stimmung ist also allein der Gastgeber und sein Publikum verantwortlich, für ein gutes Spiel sollte die Verantwortung auf beide Parteien verteilt werden. Von mir aus kann sich der VfL aber gerne der Leistung seiner Unterstützer in unserem Stadion anpassen. Dann bestände immer noch eine große Chance, dass ich das Spiel als gut empfände.
Natürlich besteht auch eine große Chance, dass sich unsere Herde nach Kräften bemüht, den Funken vom Rasen auf die Zuschauerränge zu transportieren. Mehr als einmal hat unsere Herde losgelegt wie die Feuerwehr. Leider ist das nicht immer gut ausgegangen, aber da sollen sich andere zu auslassen.

Die Leistung von Dortmund zwingt Baumgart nicht zu Wechseln in der Start 11. Wird ihn aber aller Wahrscheinlichkeit nicht davon abhalten, genau dies zu tun. Denn Wolfsburg ist nicht der BVB und Köln nicht Dortmund. Ein Dreier zu Hause wäre schon beruhigend, ein Punkt sollte es aber Minimum sein.

Allen Stadionbesuchern wünsche ich angenehmes Wetter, eine stressfreie An- und Abreise und eine gut geölte Stimme für laute Schlachtengesänge. Allen Sofawärmern und Kneipenschauern wünsche ich einen einwandfreien Empfang und genügend Verpflegung.
Der Heilige Hennes wünscht allen FC Anhängern 3 Punkte im ersten Heimspiel.

Wir wollen und werden unser Spiel durchziehen und so kann es für Hennes nur ein Motto geben:
Hörner voraus- Vollgas-Attacke-Heimsieg

Come on, FC!