7. Spieltag: Bayer 04 Leverkusen - 1.FC Köln

Liebe geplagte FC-Gemeinde,
am kommenden Sonntag lädt der aktuelle Tabellenführer der Bundesliga in seinen beschaulichen Fußballpark vor den Toren unserer Stadt. Kein fremdes Stadion der Liga liegt näher an unserem als die Arena des Werks.

Obwohl unser FC die letzten beiden Gastauftritte in der Vorstadt mit voller Punktzahl erfolgreich absolvierte, hält sich die Vorfreude im Lager der FC-Anhänger auf diese Partie in engen Grenzen. Zu groß und zu präsent sind die Befürchtungen, dass der übermächtige und ungeliebte Nachbar mit unsrer Herde Schlitten fährt oder noch plastischer, den Boden aufwischt.

Die Ausgangslage war in den letzten Jahren selten so, dass unser FC als Favorit in dieses Duell ging, welches vor allem auf Seiten des kleineren Konkurrenten als Derby qualifiziert wird. Die Fakten sprechen eine eindeutige Sprache. So (scheinbar) eindeutig wie am kommenden Sonntag war es selten.

Das Team von Xabier Alonso schoss 20 Tore in 6 Begegnungen, 5-mal mehr als unser Herzensverein. 6-mal war der jeweilige Gegner erfolgreich, hauptsächlich per Kopf nach Standards. Unser Schwäbe musste bereits 11-mal den Ball aus dem eigenen Tor holen. Das Werk feierte bislang 5 Siege, u.a. gegen RB und die Ponys, verlor kein Spiel und musste sich nur bei Bayern mit einem Punkt begnügen.

Die Experten überschlagen sich aktuell mit Lobpreisungen, wie toll das Spiel der Konzernvertreter anzuschauen sei, wie fantastisch der Trainer agiert und wie überdurchschnittlich gut der Kader zusammengestellt wurde. Das Positions- und "One-Touch-Passspiel" von Leverkusen, dazu die dosierten Rhythmuswechsel ist gehobene Fußballkunst, so der allgemeine Tenor in Deutschlands Fußballwelt. Selbst unser Trainer schließt sich dieser Wertung an und bezeichnet die gezeigten Leistungen als das Beste, was momentan in der Liga angeboten wird.

In dieser Spielzeit werden Leverkusen Titel zugetraut. Die individuelle und kollektive Qualität unserer Gastgeber lässt die Gegner bislang leiden. Am prominentesten wirkt der 22-jährige Nigerianer Victor Boniface, der ganze Abwehrreihen vor unlösbare Aufgaben stellt, obwohl er zwei Kreuzbandrisse im selben Knie verkraften muss.

Weniger prominent, aber nicht weniger entscheidend sind die weiteren Neuzugänge, wie Granit Xhaka als Sechser, Jonas Hofmann oder Grimaldo, die neben Erfahrung, außergewöhnlicher, fußballerischer Klasse auch das notwendige Mindset mitbringen. Wenn sich dann auch noch die bereits etablierten Spieler aufmachen an ihre Leistungsgrenzen zu gehen, dann springt schon mal der beste Saisonstart in einer Bundesligasaison für unseren Gastgeber raus.

Von einem guten, geschweigen den besten Start in eine Spielzeit ist unser ruhmreicher 1. FC Köln so weit entfernt, wie die Stadt Köln von der Einhaltung politischer Zusagen der Vorgängerregierung. Die Fakten zum Drama aufzuzählen könnte Teile der FC-Fans verunsichern, daher lasse ich die Rechercheergebnisse an dieser Stelle unerwähnt.

Denn es macht aus Sicht derjenigen, die es mit dem größeren Verein halten, wenig Sinn, sich darauf zu konzentrieren, welche Stärken der kommende Gegner einbringt. Vielmehr braucht es Strohhalme, an denen sich der Glaube zur Hoffnung aus dem Sumpf der Tristesse hochziehen kann. Diese Strohhalme liegen leider nicht für jeden FC-Fan frei verfügbar offen aus. Man muss schon ein wenig Mühe investieren, um den ein oder anderen in die Finger zu kriegen.

Da wäre beispielsweise der Umstand, dass unsere Herde keine nennenswerten Reisestrapazen verkraften muss, während unser Gastgeber am Donnerstagabend noch beim Molde Fotballklubb in Norwegen europäisch unterwegs war.

-Dass die Spiele in der BayArena traditionell das 18. Heimspiel der Saison für unsere Herde waren und bleiben.

-Dass die Fußballgötter den Tapferen das entscheidende Quäntchen Spielglück nicht immer vorenthalten und unsere Herde bislang sehr tapfer agiert hat.

-Dass der Höhenflug des Gastgebers unweigerlich zu einer Fehleinschätzung der Ausgangslage führen wird und aus Selbstvertrauen auch leicht Selbstüberschätzung erwachsen kann. Sollte sich die Rot-Weiß-Schwarz tragende Werksvertretung zu überheblich zeigen, ist unser Herde in der Lage, sie dafür büßen zu lassen.

Gern auch in den Kommentaren weiter Gründe aufführen, warum der FC nicht chancenlos sei wird.

Auch wenn vieles nach Pfeifen im Wald klingt, ist im Fußball vieles möglich, was unmöglich scheint. Resignieren ist unkölsch!

Für Hennes und seine Jünger kann das Motto nur lauten: Jeder 3er zählt.
Hörner gesenkt- Vollgas- Attacke- Auswärtssieg
Come on, FC!