10. Spieltag: Hannover 96 - 1.FC Magdeburg

Freitag, 20.10.2023, 18:30 Uhr
Heinz-von-Heiden-Arena Hannover

Rückschau: Erfolgreiches erstes Gastspiel bei Hannover 96
Zum Auftakt des 10. Spieltags gastiert der 1. FC Magdeburg in der niedersächsischen Landeshauptstadt, um nach vier sieglosen Partien mal wieder dreifach zu punkten. Vor acht Monaten gelang dies, als die Elbestädter erstmals überhaupt in einem Pflichtspiel bei Hannover 96 zu Gast waren. Beide Fanlager verliehen dem Premierenduell mit aufwendigen Choreografien einen würdigen Rahmen (Highlights). Auf dem Platz gaben über weite Teile die Gäste den Ton an. Die knapp 10.000 mitgereisten Auswärtsfahrer mussten jedoch bis zur 48. Minute warten, ehe Baris Atik den Ball über die Torlinie drückte. Als Hannovers Fabian Kunze kurz darauf mit Gelb-Rot vom Platz flog und der frisch eingewechselte Luc Castaignos mit seinem ersten Tor für Blau-Weiß, nach erneuter Vorarbeit von Tatsuya Ito, die Führung ausbaute (61.), schien der Dreier besiegelt zu sein. Doch wie so oft kam der FCM bei einem Standard unter Bedrängnis und Louis Schaub machte das Spiel wieder offen (69.). Die Gäste mussten zwar noch um dem Sieg zittern, als Phil Neumann nur den Pfosten traf. Aber schlussendlich konnten sie den ersten Erfolg gegen die Roten bejubeln, der den Vorsprung auf den Relegationsplatz auf vier Zähler erhöhte.

Blick auf den Gegner: vom Verfolger der Spitze zum Drittletzten der Rückrunde
Jene Heimniederlage führte die damalige Durststrecke des zweimaligen deutschen Meisters (1938 und 1954) fort. Gefangen in diesem Negativstrudel unterlag das Team von Stefan Leitl sogar beim abstiegsbedrohten Braunschweiger Erzrivalen mit 0:1. Damit war die Stimmung am Tiefpunkt und nur noch 22.400 Zuschauer sahen am ersten April gegen Sandhausen den ersten Sieg seit neun erfolglosen Partien. Es war ein kurzer Lichtblick, denn schon in der Woche darauf kam die Mannschaft beim Hamburger SV mit 1:6 unter die Räder. Die Auftritte blieben wankelmütig und somit verabschiedeten sich die 96er, nach überzeugenden Heimsiegen gegen Nürnberg (3:0) und den späteren Aufsteiger Darmstadt (2:1), mit einer 1:5-Pleite gegen Holstein Kiel vor eigenem Publikum aus der Saison. In der Rückrunde waren die Hannoveraner nach den beiden Absteigern Sandhausen und Regensburg die drittschwächste Mannschaft der Liga und kassierten die meisten Gegentore.

Halstenberg nach 12 Jahren zurück in seinem Jugendverein
Dennoch durfte der mit vielen Vorschusslorbeeren im Sommer 2022 eingestellte Leitl seine zweite Spielzeit in der Leinestadt vorbereiten. Bis auf den Abgang des ausgeliehenen Maximilian Beier (7 Tore in 22/23) konnte er weiterhin auf alle Stammkräfte bauen und bekam seinen Wunschspieler Max Christiansen, der in Fürths Bundesligasaison 21/22 unter seiner Regie spielte. Für die größten Schlagzeilen sorgte indes der Transfer von Marcel Halstenberg, der nach 165 Bundesligapartien aus Leipzig zu seinem Ausbildungsverein zurückkehrte. Der neunfache Nationalspieler wurde zwölf Jahre lang im 96-Nachwuchs hochgezogen, schaffte es aber nur bis in die zweite Mannschaft. Erst mit dem Wechsel in die Reserve von Borussia Dortmund gelang ihm der Schritt in den Profifußball. Zwölf Jahre nach seinem Weggang soll er nun beim nächsten Angriff auf die vorderen Plätze vorangehen.

Zäher Saisonstart mit Pokalaus in Sandhausen
Die Hoffnung auf eine konstantere Saison 23/24 geriet schnell ins Wanken, denn schon beim Saisonauftakt gegen Aufsteiger Elversberg liefen die Roten gleich wieder einem 0:2-Rückstand hinterher. Cedric Teuchert und Eigengewächs Nicolo Tresoldi retteten immerhin noch einen Punkt. Im folgenden Auswärtsspiel beim 1. FC Nürnberg war man dem ersten Sieg ganz nahe, doch aufgrund einer zweifelhaften Strafstoßentscheidung in der Nachspielzeit reichte es wieder nur zu einem 2:2. Daraufhin gab 96 auch im DFB-Pokal gegen Sandhausen ein 2:0 und 3:2 aus der Hand und scheiterte schlussendlich im Elfmeterschießen.

Rauschhafter Heimsieg gegen Osnabrück
Das Pokalaus wirkte wie ein Weckruf. Es folgte der erste Saisonsieg bei Hansa Rostock, eine unglückliche Niederlage gegen den Hamburger SV und ein weiterer Dreier in Fürth. Der erste Sieg in der heimischen Arena gelang mit einem glanzvollen 7:0 gegen Osnabrück, an den sich ein verdienter Punktgewinn in Düsseldorf anschloss. Nach einem weiteren Heimerfolg gegen Wiesbaden erfuhren die Niedersachsen eine unglückliche 1:3-Niederlage in Kaiserslautern. Dabei fühlten sich die Gäste in einigen Situationen vom Schiedsrichtergespann benachteiligt.

Viertbeste Abwehr mit den meisten erfolgreichen Tacklings der Liga
Die positive Entwicklung beim Tabellenfünften ist auf eine verbesserte Defensive zurückzuführen, die in den sechs Partien nach dem Pokalaus nur vier Tore zuließ. Dadurch konnten vier Siege eingefahren werden. In der Dreierkette nimmt Halstenberg die Rolle des zentralen Aufbauspielers ein, der bei den angekommenen Pässen auf Platz 15 der Liga steht. Seine Nebenleute Bright Arrey-Mbi und Neumann rangieren bei den gewonnenen Tacklings genauso unter den Top 15 wie der Sechser Kunze und der rechte Schienenspieler Jannik Dehm. Als gesamtes Team führt Hannover mit 12,4 erfolgreichen Tacklings pro Spiel die Liga an, ebenso wie bei den kassierten Elfmetern (4).

Teuchert bester Elfmeterschütze der Liga
Die erfolgsreichste Offensivabteilung des ersten Saisonviertels (20 Tore) kann sich wie schon im letzten Spieljahr auf die Treffsicherheit von Teuchert verlassen. Fünf seiner sieben Tore erzielte er vom Elfmeterpunkt und hat damit schon die Hälfte seiner Vorjahresleistung erreicht. Im internen Ranking folgen Havard Nielsen und Derrick Köhn mit vier bzw. drei Toren. Das verheißungsvoll gestartete 19-jährige Sturmtalent Tresoldi (2 Tore, 2 herausgeholte Elfmeter) wurde im September mit dem ersten Einsatz für die deutsche U21-Auswahl belohnt. Allerdings kam er erkrankt von der Länderspielpause zurück, könnte aber am Freitag wieder zur Verfügung stehen.

In Kaiserslautern gab der am letzten Tag der Transferperiode verpflichtete Andreas Voglsammer sein Startelfdebüt, der bislang ein Tor und eine Vorlage beisteuerte. Der zuletzt beim FC Millwall in der englischen Championship aktive Stürmer wird wohl auch gegen Magdeburg auflaufen, da Nielsen wegen einer Rotsperre aussetzen muss. Ansonsten kann Leitl aus dem Vollen schöpfen.

Die Lage beim Club: Erfolgserlebnis in der Länderspielpause
Der FCM brachte sich im Heimspiel gegen den KSC durch einen fatalen Fehlpass von Daniel Heber früh ins Hintertreffen, glich direkt nach dem Seitenwechsel mit dem ersten Standardtor der Saison aus und hatte anschließend genügend Chancen, um das Spiel zu gewinnen. Doch die Effizienz aus den ersten Saisonwochen geht den Blau-Weißen derzeit ab. Besser lief es im Testspiel gegen Ligakonkurrent Braunschweig, in dem sowohl der formstarke Luc Castaignos, als auch der zuletzt glücklose Luca Schuler trafen. Connor Krempicki und Jonah Fabisch erzielten die weiteren Tore zum 4:2-Endstand. Ein nicht unwichtiges Erfolgserlebnis für die seit vier Partien sieglosen Magdeburger vor dem Duell mit Hannover.

Muss Arslan bei Atiks Rückkehr auf die Bank weichen?
Am Freitagabend kann Christian Titz wieder auf Topvorlagengeber Baris Atik zurückgreifen, der im Karlsruhe-Spiel von Ahmet Arslan vertreten wurde. Der Neuzugang bereitete drei Torschüsse vor, darunter den Ausgleichstreffer. Bei der hohen Konkurrenz im Mittelfeld ist es jedoch nicht auszuschließen, dass er wieder aus der ersten Elf herausrotiert. Einen Platz in der Anfangsformation hätte sich auch Castaignos verdient, der auf die volle Spieldauer hochgerechnet der torgefährlichste Spieler der Liga ist (1,05 Tore pro 90 Min.). Tatsuya Ito hingegen hat durch seinen starken Auftritt gegen Karlsruhe nun ligaweit die meisten erfolgreichen Dribblings pro 90 Minuten vorzuweisen (6,3).

Bei diesem Kräftemessen zweier offensivstarker Teams wird es sowohl darauf ankommen, wer vor dem gegnerischen Tor die Nerven behält, als auch darauf, wer weniger Chancen zulässt. In beiden Bereichen hat Hannover bislang die Nase vorn, aber die Spiele werden ja bekanntlich auf dem Platz entschieden.